Wenn im Schlaf die Atmung aussetzt – das Schlafapnoe-Syndrom

Versuchen Sie einmal, die Luft anzuhalten. Atmen Sie nicht. Bereits nach kurzer Zeit wird die Luft knapp, und Sie atmen tief und befreit ein. Viele Menschen tun dies beim Schlafen – unbeabsichtigt und oft ohne es zu wissen, und die Atemaussetzer können sogar mehrere Minuten dauern. Diese Menschen leiden an Schlafapnoe. Und das kann lebensbedrohlich sein.

Hat Ihr Partner oder ein anderer Mensch Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie schnarchen? Dass Sie möglicherweise sogar Nacht für Nacht ganze Regenwälder absögen? Dann sind Sie wahrscheinlich ein Schlafapnoe-Kandidat. Das sollten Sie dringend abklären. Doch was, wenn Sie alleine leben und keiner sich über das nächtliche Schnarchen beklagt? Dann leben Sie erst recht gefährlich. Doch auch hier gibt es Hilfe.

Ohne Atmen kein Sauerstoff

Wenn ein Mensch längere Zeit ohne Sauerstoffzufuhr auskommen muss, hat dies massive Auswirkungen auf die Gesundheit. Der eingeatmete Sauerstoff wird normalerweise über das Blut durch den gesamten Körper transportiert, umgekehrt werden beim Ausatmen auch Schadstoffe aus dem Körper befördert. Ist dieser Prozess gestört, wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dies betrifft natürlich auch die vitalen Funktionen und Organe wie Herz und Gehirn.

Bei einer Schlafapnoe dauern die Atemaussetzer so lange, dass der Körper regelrecht Alarm schlägt. Der Schlafende wacht kurz auf und holt Luft. Dieser Vorgang wiederholt sich vielfach in der Nacht. Dadurch wird der Schlaf massiv gestört, und die typische Folge ist eine ständige Tagesmüdigkeit. Damit verbunden sind Konzentrationsstörungen und verminderte Leistungsfähigkeit. Die Folgen können je nach Situation durchaus brisant sein. Denken Sie nur an eine Arbeit, die hohe Konzentration erfordert. Auch der berüchtigte Sekundenschlaf am Steuer kann Folge eines solchen Schlafapnoe-Syndroms sein. Deshalb dürfen auch Berufskraftfahrer mit einer unbehandelten Schlafapnoe kein Fahrzeug führen.

Noch dramatischer sind aber die Langzeitwirkungen. Diese reichen von Bluthochdruck bis hin zu einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt. Tritt ein solcher kleiner Hirnschlag oder Infarkt im Schlaf auf, bekommen Sie dies möglicherweise gar nicht mit. Mehrere solche Attacken können aus Ihnen einen Pflegefall machen. So makaber es vielleicht klingen mag: Ein Schlafapnoe-Syndrom ist ein Tod auf Raten. Mit jedem Atemaussetzer stirbt der Körper in kleinen Raten.

In Deutschland sind etwa vier Prozent der Männer und etwa zwei Prozent der Frauen von solchen behandlungsbedürftigen schlafbezogenen Atemstörungen betroffen.

Schnarcher machen Schlafaussetzer hörbar

Auffällig werden solche Atemaussetzer beim Schlafen, wenn der Betreffende schnarcht. Dann ist das regelmäßige Ein- und Ausatmen deutlich hörbar. Wenn das Geräusch ausbleibt und der Schnarcher kurz darauf deutlich hörbar und mit einem sehr hartnäckigen Schnarchen wieder einatmet, hatte er einen Atemaussetzer. Gut, wenn in diesem Fall nebenan jemand wach liegt und dies mitbekommt und es dem Schnarcher auch mitteilt. Spätestens dann sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt aber auch generell bereits, wenn Sie „nur“ schnarchen. Denn erstens gibt es Hilfsmittel gegen das Schnarchen, zweitens kann man eine Apnoe niemals ganz ausschließen.

Hilfe aus dem Schlaflabor

Besteht ein Verdacht auf ein Schlafapnoe-Syndrom, wird Ihr Arzt zunächst versuchen, dies ambulant über ein Messgerät festzustellen. Möglicherweise ist dann auch ein Besuch im Schlaflabor erforderlich, wo genauere und vielfältige Messungen durchgeführt werden können.

Wurde ein Schlafapnoe-Syndrom festgestellt, wird Ihr Arzt die weitere Behandlung mit Ihnen besprechen. Dabei sind zwei Wege zu gehen. Zum einen wird man versuchen, die Ursachen für das Schnarchen zu erforschen und geeignete Maßnahmen ergreifen. Dies könnte zu Beispiel eine Operation sein, etwa eine Straffung des Gaumens und der Rachenschleimhaut. Vielleicht ist auch ein Abnehmprogramm angesagt, denn auch Adipositas ist eine häufige Ursache für Schnarchen.

Für die eigentliche Therapie des Schlafapnoe-Syndroms wird man Ihnen eine Atemmaske verordnen. Diese Schlafapnoe-Masken sollten im Schlaflabor angepasst und auf ihren korrekten Sitz überprüft werden. Vor allem ist darauf zu achten, dass nicht die ausgeatmete Luft mit ihrem Kohlendioxid (CO2) wieder eingeatmet wird – dies wäre lebensbedrohlich. Die Kosten für die Geräte belaufen sich auf etwa 1.500 bis 5.000 Euro, die erforderlichen Masken kosten etwa 125 bis 300 Euro. Die Kosten werden zumindest teilweise von den Kassen übernommen. Übrigens ein enormer Kostenfaktor für den Haushalt der Krankenkassen angesichts der etwa 45.000 verschriebenen Geräte pro Jahr und angesichts der Tatsache, dass die Therapie in der Regel lebenslang verordnet wird.

Aufgrund dieser immensen Kosten gehen Kassen offensichtlich dazu über, den Patienten technisch abgespeckte und damit preiswertere Geräte anzudienen. Wer ein höherwertiges Gerät will, muss möglicherweise entsprechend zuzahlen. Es lohnt sich deshalb unter Umständen, sich ein solches Schlafapnoe-Gerät per Internet aus den USA zu bestellen. Dort sind die Geräte bis zu zwei Drittel preiswerter.

Doch auch wenn die Schlafapnoe-Maske dem Patienten auf Dauer eine Erleichterung im Schlaf verschafft, so soll ein wesentlicher Faktor nicht verschwiegen werden: Die Geräte sind nicht unbedingt leise. Sie brummen mit einer Lautstärke von etwa 30 dB, das entspricht der Lautstärke eines Alltagsgesprächs. Dazu kommen das ständige Säuseln und die gelegentlichen Zischgeräusche. Für den Partner des Schlafapnoe-Patienten ist dies nicht gerade der beste Tausch, aber immer noch angenehmer als das nächtliche Schnarchen.